Tag 8 – Überfahrt nach Skye
Heute ist Sonntag, also frühstücken wir kurzerhand etwas später. Katie hat uns ja schon darauf vorbereitet, dass heute alles, aber auch wirklich alles, geschlossen haben wird. Das einzige, was auf Harris sonntags tagsüber offen hat, sind in der Regel die Hotels. Daher reicht es, um 9 Uhr zu frühstücken. Eigentlich wäre dieser Tag prädestiniert für eine kurze Wanderung oder Strände, aber leider spielt da die Wettervorhersage nicht mit. Für heute sind starke Schauer und wie sollte es auch anders sein starke Winde angesagt. Dem ist dann leider auch so. Damit vergeht uns die Lust auf Wanderungen.
Dennoch wollen wir North Harris noch ein wenig genauer kennenlernen. Wir biegen also ab in Richtung Huisins. Dieser Weg führt uns zunächst vorbei an den Resten einer alten Walfangstation vorbei. Zum Glück sind hier eigentlich nur noch ein Schlot und ein paar Grundmauern erhalten, so dass wir unser Gewissen gar nicht damit plagen müssen, ob wir jetzt im Regen aussteigen oder nicht. Nachdem wir uns vom Auto aus einen Eindruck der Anlage verschafft haben, folgen wir weiter der Küstenstraße.
Auf unserem Weg passieren wir ein Schild, dass auf eine Seeadlerbeobachtungsplattform hinweist. Im Reiseführer hatten wir auch schon gelesen, dass Harris und Lewis eine nennenswerte Zahl an Adlern beherbergen. Als blutige Laien haben wir natürlich keine Ahnung, wann man diese Tiere am besten beobachtet. Gesehen hätten wir ja schon gerne einen, nachdem wir schon so tolle Naturerlebnisse hatten. So sitzen wir also im Auto und beratschlagen, ob wir aussteigen und es versuchen wollen, oder ob uns das Wetter zu unsicher ist. Schlussendlich entscheiden wir uns gegen den Versuch der Adlerbeobachtung, da wir nicht wissen, wie weit der Weg ist, wie er beschaffen ist, wie er bei dieser Witterung beschaffen ist, ob Adler bei dieser Witterung fliegen und weil wir befürchten bei erneuten ‚Schauern‘ tropfnass zu werden. Wir haben zwar schon Regenjacken dabei, aber unsere Regenhosen und Ponchos haben wir bewusst nicht mit auf diese Reise genommen.
Schweren Herzens, aber dafür einfach nicht ausgerüstet, setzen wir unseren Weg fort. Amhuinnsuidhe – das ist der komplizierte Name des Schlosses, dass als nächstes vor uns auftaucht. Kaum zu glauben, aber mitten auf einer öffentlichen Straße taucht plötzlich von links und rechts eine Gartenmauer auf. In der Mitte der Mauer befindet sich ein schmiedeeisernes, weiß gestrichenes Tor, durch das sich die Straße zwängt. Passiert man dieses Tor, so befindet man sich mitten im Garten eines Schlosses. Links und rechts englischer Rasen, links eine Gartenbegrenzung mit „Schießscharten“, in denen schwarze Kanonen stehen. Rechts bepflanzte Beete, vor einem private Fahrzeuge vor einem Schloss, das privat bewohnt wird. Als braver, privatbesitzfixierter Europäer fragt man sich hektisch, darf ich hier fahren, haben wir eine Abzweigung verpasst. Aber nein, die öffentliche Straße führt durch den Garten des Schlosses und am Schloss vorbei. Durch ein zweites Tor gelangt man wieder hinaus aus dem Schlossbereich und fährt entlang der Stallungen, wo es einen HonestyShop gibt. Auf einem Tisch und in einem Kühlschrank werden Produkte der Schlossbewohner feilgeboten. Daneben steht eine Kasse mit einem Schild: „Werfen sie bitte den auf den Produkten angebrachten Preis in die Kasse.“ Hier muss die Welt wirklich noch in Ordnung sein.
Weiter geht es die Küste entlang bis zum Huisins Beach. Wieder ein wunderschöner Sandstrand. Diesmal wird der Strand an einer Seite von Klippen begrenzt, gegen die die Wellen schlagen. Der Weg zum Strand führt übrigens am Klippenrand entlang und besteht in einer einspurigen, geteerten Straße mit Passing Places. Als Fahrer hofft man unwillkürlich, die Passing Places, die sich nach links zum Klippenrand hin ausbuchten, nicht nutzen zu müssen. Hier hat das Wetter auch wieder mal ein Einsehen und ermöglicht uns ein wenig am Strand entlang zu wandern und dieses Naturschauspiel zu genießen.
Da es sich bei der Straße zum Huisins Beach um eine Sackgasse handelt, fahren wir die Strecke zurück und genießen nochmals die tolle Landschaft. Diesmal fahren wir auch schon deutlich beherzter durch den Schlossgarten. Da uns noch Zeit bleibt bis zu unserer Fähre fahren wir über Tarbert hinaus in Richtung Scalpay. Scalpay ist eine östlich von Tarbert gelegene Insel, die durch eine Brücke an Harris angeschlossen ist. Wir hoffen auf Scalpay einen Tea-Room zu finden. Diese Hoffnung wird allerdings nur halb erfüllt. Es gibt zwar einen Tea-Room, doch der ist sonntags geschlossen. Also fahren wir zurück nach Tarbert und gehen dort ins Hotel Hebrides um Tee und heiße Schokolade zu trinken.
Vom Hotel aus haben wir auch einen guten Blick auf den Fährhafen und sehen genau, ab wann sich dort etwas tut. Schließlich fahren wir heute noch mit der Fähre von Tarbert nach Uig. Die Fähre wird betrieben von Caledonian MacBrayne und bringt uns trotz Seegang gemütlich innerhalb von 1,5 Stunden nach Skye. Von Uig aus, wo es mittlerweile richtig regnet, fahren wir direkt zu unserer nächsten Unterkunft.
Das Peinmoore House ist ein ehemaliges Pfarrhaus und hat mehrere Gästezimmer. Der Empfang durch den Hausherrn ist überaus nett und die Zimmer sind sehr geräumig und gut ausgestattet. Unser Zimmer hatte ein Bad, das deutlich größer ist, als unser Schlafzimmer zu Hause und über Badewanne, Dusche, Sessel,… verfügte. Da kommen schon fast hochherrschaftliche Gefühle auf.
Zum Abendessen ergattern wir einen Tisch im „The Lower Deck„. Eine Gastwirtschaft, die vor allem Fisch im Angebot hat, urig ausgestattet ist und vor allem von Touristen frequentiert wird. Die Küche ist gut und solide, aber nicht herausragend. Die Preise sind mehr als angemessen. So verbringen wir einen angenehmen Abend mit gutem Essen. Auf einen Abstecher in ein Pub zu einem Abenddram verzichten wir heute, da es doch ausdauernd regnet und der Tag irgendwie anstrengend war, obwohl wir gar nicht so viel gemacht haben. Den Abenddram ersetzt dann eine Abendbadewanne in der Unterkunft mit einer leckeren Tasse Tee. Mal was anderes, aber nicht weniger schön.