Schottlandreise 2013 – 30.08.13

Tag 6 – Kennenlernen der Insel Lewis
Frühstück heute mal um Viertel nach Acht in Oberpfälzerisch um Viertel Neun. Nicht ganz früh, aber auch nicht spät. Nachdem wir uns gestern schon für unser Wunschfrühstück entschieden und es bei John vorbestellt hatten, ging es ganz schnell und wir konnten schlemmen. Natürlich musste bei den Damen heute Stornoway Black Pudding auf den Teller. Ansonsten gab es die unterschiedlichsten Frühstücksvarianten. Wie auch die Zimmer, war das Frühstück super. So ein Frühstück ist umso heimeliger, wenn draußen der Wind ums Haus fegt und der Regen an die Fenster klatscht.

Weniger heimelig ist es dann, wenn man das Haus verlassen muss. Also beladen wir unseren Zafira in Windeseile und verstecken uns dann wieder im Inneren. Von der Unterkunft aus führt uns unser Weg von der Ostküste an die Westküste. Das hört sich dramatischer an, als es ist, die zu fahrende Strecke beträgt nur etwa 18 Meilen. Dann sind wir auch schon in Arnol.

Arnol Blackhouses

Arnol Blackhouses

Wir besuchen die Arnol Blackhouses. Eine typische traditionelle Unterkunft der Torfstecher. Kaum zu glauben, dass hier bis 1975 noch jemand gelebt haben soll. Eine Darstellung im ‚Visitor Centre‘ zeigt den Aufbau eines solchen Hauses, in dem Vieh und Mensch sich auf engstem Raum selbst mit einem Torffeuer geräuchert haben. Diese Häuser hatten nämlich nur ein mannshohes Feuer in der Mitte und keinen Kamin. Lediglich ein Loch im Dach, dass mit Heidekraut abgedeckt war ließ den Qualm entweichen. Auf einer Tafel ist ein Auszug aus einem Schulaufsatz von 1964 über das Familienleben in diesen Häusern zu lesen. Kaum zu glauben, unter welchen Bedingungen die Menschen damals lebten. Neben dem Blackhouse kann man dann noch einen kurzen Blick in ein altes 2-Zimmercottage mit den klassischen 2 Kaminen werfen.

Arnol Blackhouse

Arnol Blackhouse

Nach dieser beeindruckenden, wenn auch etwas schockierenden Besichtigung setzen wir unserer Weg gen Süden fort und sehen uns im Vorbeifahren noch kurz den Unterkiefer eines Blauwales samt Harpune an. Der steht dort nämlich als Torbogen.

Leider können wir in Shawbost das Museum nicht finden. Zu gerne hätten wie uns die Inselraritäten angesehen, die unter anderem mit Hilfe von Schulkindern zusammengetragen wurden.

Am Wegesrand fällt uns das Schild einer Harris Tweed Weberei auf, dass besagt, dass hier Gäste willkommen sind. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und nehmen das Angebot an. Leider ist der Weber gerade nicht da, aber seine Schwester war super nett zu uns und hat uns alles genau erklärt. Wir wissen jetzt auch, dass beim Weben von Harris Tweed nur für das Aufdädeln der Spindeln Elektrizität/Energie zum Einsatz kommen darf. Alles andere muss mit Muskelkraft angetrieben werden.

Gearrannan Blackhouse Village

Gearrannan Blackhouse Village

Bevor wir nach Carloway kommen biegen wir nach rechts nach Gearrannan ab. Dort befindet sich ein ‚modernisiertes‘ Dorf von Blackhouses. Hier sehen wir die aufgehübschte Variante der ursprünglichen Torfstecherhütten. Dort werden auch 2 kurze Filme über das Torfstechen und das Weben von Harristweed gezeigt. Außerdem legen wir dort eine Tee/Kaffeepause ein. Heute ist es nämlich ausnehmend windig, so dass wir kräftig durchgeschüttelt werden. Und als kleines I-Tüpfelchen kommt von Zeit zu Zeit noch etwas Nieselregen dazu.

Carloway Broch

Carloway Broch

Carloway Broch

Carloway Broch

Vom Blackhouse Village aus ist es nicht weit zum Carloway Broch. Ein Turm, der vor 2000 Jahren entstanden ist. Er diente der ‚Oberhauptsfamilie‘ als Wohnsitz und der Gemeinde als Rückzugsort bei Überfällen. Schon unheimlich, zwischen Mauern herumzuklettern, die schon so lange hier herum stehen. Ein kleines Visitor Center zeigt das Leben in diesen Brochs und verkauft Andenken.

Kräftig durchgeschüttelt vom Wind verlassen wir den Broch und steuern die Standing Stones von Callanish an. Und schon da. Hier auf Lewis sind die Attraktionen nicht weit voneinander entfernt. Aber Schottland hat heute auch beschlossen uns zu zeigen, was wechselhaftes Wetter ist. Im Auto: strahlender Sonnenschein. Beim Aussteigen: der Wind reißt uns die Tür aus der Hand. Auf dem Weg zu den Steinen: man kann sich in den Wind legen und bleibt stehen, es nieselt ein wenig. Bei den Steinen: das Nieseln verstärkt sich. Auf dem Weg zum Visitor Center: der Regen kommt waagrecht vom Meer herein und durchnässt unsere Hosen. Die Jacken weisen zum Glück den Regen ab. Bei der Kaffeepause: es schüttet und stürmt, sie Scheiben klappern. Auf dem Weg zum Auto: Es nieselt, ein warmer Wind weht.

Callanish Standing Stones

Callanish Standing Stones

Da es schon auf 4 zugeht und wir noch eine gute Stunde Fahrt haben, peilen wir jetzt das Ardhasaig House – unsere nächste Unterkunft an. Schließlich wurden wir heute schon mehrfach kräftig durchgeschüttelt. So etwas schlaucht.

Ardhasaig House - Barn

Ardhasaig House – Barn

Das Ardhasaig House ist ein kleines Hotel mit Restaurant auf Vorbestellung. Wir bekommen ein Zier mit Aussicht auf das Meer im Haupthaus und den Barn. Der Barn ist ein eigenständiges Gebäude, das liebevoll eingerichtet ist, einen eigenen Parkplatz hat und super süß ist. Zu Abend essen wir im Isle of Harris Inn in Tarbet. Solide, günstig, lecker. Die kleine Karte lässt eine Frische der Produkte vermuten, die durch das Essen bestätigt wird. Den Rest des Abends genießen wir bei Whisky und Torffeuer im Kaminzimmer unserer Unterkunft. Traumhaft. Zugegebenermaßen sollten die Betten im Haupthaus mal erneuert werden, aber die Einrichtung ist liebevoll und Katie eine tolle Gastgeberin, die gute Tipps gibt.

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